„Bedingungen in der Pflege endlich verbessern“

Tag der Pflege 2023: Höchste Zeit zu handeln!

Zum Tag der Pflege verleihen Pflegekräfte ihren Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen Nachdruck: Bundesweit mahnen heute Mitarbeitende der Diakonie und des Deutschen Evangelischen Verbandes für Altenarbeit und Pflege e.V. (DEVAP) deutliche Änderungen in den Rahmenbedingungen an. "Es ist höchste Zeit zu handeln", sagt Sonja Freyer, Bereichsleiterin Gesundheit und Pflege der Diakonie Bonn und Region. "Wir müssen die Reformen in der Pflege endlich angehen und die Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessern!"

Schon jetzt fehlen nach einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft deutschlandweit 200.000 Fachkräfte, 2035 werden es eine halbe Million sein. Der demografische Wandel, die steigende Zahl chronisch kranker Menschen und die zunehmende Komplexität der Pflegeleistungen treffen auf Fachkräfte, die nach zwei Jahren Arbeit unter Pandemiebedingung ausgebrannt sind. „Es reicht nicht, Pflegekräften zu applaudieren“, so Freyer. „Wir brauchen mehr Respekt und Wertschätzung für diese unverzichtbare Arbeit. Pflege ist wertvoll für unsere Gesellschaft und das muss auch sichtbar sein.“ Deutlich wird das etwa in verbesserten Rahmenbedingungen für die Pflege. So kann auch verhindert werden, dass immer mehr Menschen ihrem eigentlichen Traumjob den Rücken kehren.

Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessern

„Pflege ist keine Arbeit am Fließband. Bei uns pflegen Menschen, die die Hilfsbedürftigen auf Augenhöhe wahrnehmen. Dafür brauchen sie Zeit!“, so Sonja Freyer. „Unsere Pflegekräfte leisten einen unverzichtbaren Beitrag für unsere Gesellschaft und pflegen mit Leidenschaft: Für andere da sein, ihnen zuhören und beistehen ist für unser Pflegekräfte ein Herzensanliegen.“ Leider trifft diese Liebe zum Nächsten und Begeisterung für den Beruf oft auf ein System, das unter Zeit- und Kostendruck steht. Insbesondere der Fachkräftemangel macht der Pflege zu schaffen: „Der Arbeitsmarkt ist umkämpft – die Suche nach Personal gestaltet sich immer schwieriger“, sagt Freyer. „Ohne mehr Personal geht es aber nicht. Unsere Pflegekräfte brauchen endlich mehr Kolleginnen und Kollegen.“

Der theologische Vorstand des Diakonischen Werks Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL), Christian Heine-Göttelmann, mahnt deshalb klare Konzepte für bessere Arbeitsbedingungen an. Denn ein gesunder Arbeitsplatz stärkt die Zufriedenheit und Widerstandsfähigkeit des Personals. „Die Dienstpläne müssen fair und stabil sein – mit geregeltem Frei und einer durchgängigen Fünf-Tage-Woche“, so Heine-Göttelmann. „Wir brauchen Pflege ohne Zeitdruck, denn es geht um Arbeit mit und an Menschen.“ Dafür brauche es den politischen Willen, die Reformen in der Pflege anzupacken.

Radikales Umdenken der Politik

„Wir brauchen ein radikales Umdenken der Politik“, betont auch die Vorständin für Sozialpolitik der Diakonie Deutschland, Maria Loheide. „Eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung steht noch genauso aus wie die Heilkundeübertragung oder die Verankerung der Selbstverwaltung der Profession im Allgemeinen Heilberufegesetz auf Bundesebene“, mahnt sie Versprechen aus dem Koalitionsvertrag an.

„Die klugen Ideen sind da, um die Katastrophe abzuwenden und endlich gesamtgesellschaftlich die Langzeitpflege zu entlasten“, so DEVAP-Vorsitzender Wilfried Wesemann. „Die konkreten Vorschläge für eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung liegen vor und werden von einer großen Mehrheit der Verbände und auch pflegepolitischen Vertretern befürwortet. Wir fordern gemeinsam mit vielen anderen Akteuren einen Pflegegipfel und auch eine Enquete-Kommission für die Pflege, damit wir diese gemeinsam grundlegend reformieren und einen Masterplan entwickeln können.“