Bedarf an diakonischer Arbeit steigt – Neuer Podcast mit Ulrich Hamacher und Tobias Köhler
Die „Ökonomisierung des Sozialsystems“ habe Vor- und Nachteile, sagt Hamacher. Dinge werden effektiver, es wird sparsamer gearbeitet, aber die Zeitnot derer, die im Sozialsystem arbeiten, werde immer größer, „das ist durchaus widersprüchlich“. Dabei sind die Bedarfe gestiegen. Und zwar in allen Altersgruppen. Das erlebt die Diakonie in Bonn seit Jahren. Und mit dem Bedarf an Hilfen sind auch die Anforderungen an die Finanzierung gestiegen.
„Wenn wir unser Sozialsystem politisch so wollen, und das wollen wir ja, dann müssen wir auch etwas dafür tun“, blickt Köhler durchaus kritisch auf die Finanzverhandlungen mit der öffentlichen Hand. Beispiele: die Finanzierung der Offenen Ganztagsschulen oder der Kindertagesstätten.
Ein anderes Problem, das sich dort wie an vielen anderen Stellen auftut, ist der Fachkräftemangel. Damit wird sich auch die Diakonische Konferenz im Februar beschäftigen. Konkret wird das Diakonische Werk zum Beispiel das Thema Duales Studium weiter ausbauen, weil hier schon sehr gute Erfahrungen gemacht wurden. Köhler sieht bei dem Thema auch eine Verbindung zum Thema Migration: „Lässt sich Integration nicht auch aus der Perspektive Ausbildung und Studium denken?“ Daraus ergeben sich Chancen für die Integration und gleichzeitig für die Fachkräftesuche. In den Einrichtungen der Diakonie spielen Teilhabe und Bildung bei der Integration eine große Rolle. Bei den Mitarbeitenden der Diakonie sieht Köhler eine hohe Identifikation mit ihrer Arbeit, er sieht eine Gemeinschaft, die Freude an ihrem Dienst hat und einem Beruf nachgeht, der Sinn und Zukunft vereint.
Ein auch in Bonn brennendes Thema: Die Kinder- und Familienarmut wächst. „Und da ist die Kindergrundsicherung, wie sie jetzt vorliegt, völlig unzureichend“, so Ulrich Hamacher, der weiterhin den Runden Tisch gegen Kinder- und Familienarmut in Bonn moderiert. Es sei zwar der Schritt in die richtige Richtung, aber die Kindergrundsicherung müsse dann auch eine Lebensgrundlage möglich machen. „Und das ist nicht gegeben.“ Auch die Finanzierung etwa der Bildungsarbeit sei nicht ausreichend. Köhler ergänzt: Dabei könne es doch nicht um Budgets gehen, die man hin- und herschiebe, „sondern es geht um die Zukunftsperspektiven der Kinder in unserem Land“.
Der Podcast der Diakonie heißt „BonnDia“ und widmet sich in kurzen Gesprächen aktuellen Themen der diakonischen Arbeit sowie den Einrichtungen des Diakonischen Werkes Bonn und Region. Die aktuelle Folge ist gut 20 Minuten lang und ebenso wie frühere Aufnahmen zu finden unter: www.diakonie-bonn.de/podcasts sowie auf gängigen Podcastplattformen.